Wix, Gabriele

Aus AG-Tagung 2020
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Dr. Gabriele Wix (Bonn)

  • Dozentin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn
  • Im Vorstand der European Society for Textual Scholarship
  • Arbeitet international an der Schnittstelle zwischen Kunst und Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts
  • Kuratiert Ausstellungen zum Künstler-Buch und zu Schreibprozessen, u.a. Thomas Kling, Lawrence Weiner, Martin Kippenberger
  • Laufende Ausstellung (Universitätsmuseum und Pau-Clemen-Museum Bonn, bis 15.9.) mit Buchpublikation: tunke den finger ins tintenmeer. Max Ernst und das Buch. hg. von Gabriele Wix. Verlag der Buchhandlung Walther König: Köln 2019. Mit Beiträgen von Marcel Beyer, Renée Riese Hubert, Jürgen Pech, Joachim Rickes, Harald Wolter-von dem Knesebeck und Gabriele Wix sowie einer kommentierten Bibliografie

Forschungsschwerpunkte

Buchwissenschaft; Text und Bild, Multimedia; Intertextualität; Jahrhundertwende, Expressionismus, Neue Sachlichkeit; Literatur im 20./21. Jahrhundert, Exilliteratur, Literatur seit 1945; Editionen und Editionsphilologie; Hermeneutik und Literaturtheorie; Literatur und andere Künste; Poetik und Ästhetik; Beziehungen zwischen Wissenschaften und Kunst

Moderatorin Plenum V und Vortrag

Max Ernst: Die Varianz buchförmiger Textualität

Die Ausstellung „tunke den finger ins tintenmeer. Max Ernst und das Buch“, Kunst- und Museumsbibliothek Köln und Universitätsmuseum Bonn in Kooperation mit dem Paul Clemen Museum, Mai bis September 2019, widmet sich der Bedeutung des Buchs im intermedialen Schreiben des Künstler-Dichters Max Ernst und präsentiert vor allem die Wandelbarkeit seiner intermedial geprägten Texte in immer neuen Ausgaben über drei Sprachen hinweg. Im Zuge der Recherchen wurde Anfang 2019 der Andruck einer geplanten, aber nicht realisierten Buchpublikation bekannt. 1954 wollte der Schriftsteller und Verleger Rainer Maria Gerhardt in seinem Verlag der Fragmente die 1949 in einem amerikanischen Ausstellungskatalog erschienene intermediale Gedichtsammlung „Paramyths“ von Max Ernst erstmals in deutscher Übertragung durch den Autor veröffentlichen. Der Fund bezeugt, wie weit die Drucklegung bereits fortgeschritten war, als Gerhardt mit nur 27 Jahren seinem Leben ein Ende setzte, und wie die Typografie Gerhardts die nachfolgenden Publikationen prägte. Das Dokument bildet den Anstoß, auf der Basis des für die Ausstellung zusammengestellten Materials die Frage der Darstellbarkeit der (para-)textuellen Varianten der Paramyths/ Paramythen/ Paramythes im Kontext der Druckgeschichte und der vier verschiedenen Versionen zu erörtern, in denen der Text in Englisch, Deutsch und Französisch von 1949 bis 1970 erschienen ist. Den theoretischen Hintergrund bildet der rezente literatur- und kulturwissenschaftliche Diskurs um das Buch, an dem die Editionswissenschaften seit langem beteiligt sind. Hier kommt Gérard Genettes Publikation Paratexte mit der Erweiterung des Literaturbegriffs um den des Buchs eine Schlüsselrolle zu, vgl. den Aufsatz der Referentin zur Bedeutung des Paratexts in den verschiedenen Versionen von Max Ernsts erstem Collagenroman: „Der Text präsentiert sich selten nackt. Max Ernst, La femme 100 têtes“. In: Wolfgang Lukas u. a. (Hg.): Text - Material - Medium. Beihefte zu editio. Berlin/Boston: De Gruyter, 2014, S. 173-196. Weiterführend erscheint der insbesondere von Carlos Spoerhase (2016) vertretene Ansatz, die mediengeschichtlich begründete und bis in die Gegenwart anhaltende „theoretische Beschränkung der ästhetischen Beobachtung von Büchern auf die zweidimensionale Doppelseite“ um den Blick auf das „anspruchsvolle Arrangement buchförmiger Textualität“ zu erweitern.