Rosenthal, Maximilian

Aus AG-Tagung 2020
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Maximilian Rosenthal, M.A. (Weimar)

  • 2009-2015 Studium Germanistik und Musikwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 2015 Erlangung eines Master of Arts mit einer Arbeit zur Ironie bei Heine, Schumann und Mahler
  • seit 10/2016 Promotionsstudent und Mitarbeiter im DFG-geförderten Projekt: Facetten kompositorischer Reflexion. Die Widmungen an Felix Mendelssohn Bartholdy, Leitung und Betreuung: Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt am musikwiss. Inst. Weimar-Jena.

Forschungsschwerpunkte

Musik des 19. Jahrhunderts; Widmungen; musikalische Analyse; die Überschneidungen von Musik und Textlinguistik

Vortrag

Zur Edition von Widmungen – eine musikwissenschaftliche Perspektive

Widmungen (gedruckte, nicht handschriftliche) gehören zu den Peritexten der ‚zweiten Riege‘: Sie werden zwar in den meisten Editionen angeführt. Und in das Allgemeinverständnis vom Notentext sind sie zumindest soweit eingebettet, dass gängige Notensatzprogramme in den Voreinstellungen für ein neues Dokument eine entsprechende Eingabezeile anbieten. Jedoch erscheinen sie keineswegs so notwendig für die Bestimmung und lesergerichtete Vorprogrammierung des Texts wie ein Titel oder ein Autor. Nicht selten werden sie in Editionen wo nicht weggelassen doch zumindest in Größe und/oder Umfang reduziert. Mag die fehlende Angabe über den Widmungsträger in einer aufführungspraktischen Ausgabe zunächst weniger vermisst werden – in einer historisch-kritischen muss sie aber als unerlässlich erachtet werden. Denn die Bedeutung der Widmung für analytische sowie werkhistorische Zugriffe wurde in der Musikwissenschaft besonders für das 19. Jahrhundert gezeigt (Appel/Raab (Hg.) 2015, Hammes 2015). Sie ist mit dem Werk untrennbar verbunden: „[Widmungen] sind Teil eines ‚Gesamtkunstwerks‘ oder einer Inszenierung, die den Zugriff auf das Werk im Sinn des Autors steuern und lenken soll.“ (Hammes 2015, S. 26) Zwar wird der Widmungsvorgang üblicherweise im Kommentarband einer historisch-kritischen Ausgabe ausführlich erläutert. Die genaue typographisch-paratextuelle Konfiguration geht dadurch allerdings verloren. Wie bei historischen Notationsformen stellt sich die editorische Frage, ob eine Übersetzung in eine moderne Darstellungsform oder die Bewahrung der ursprünglichen zweckdienlicher ist. (Tröster 2017) Die durch spezifische Anordnung des Titelblatts realisierte kommunikative Strategie sollte jedoch dem Nutzer der Edition nicht vorenthalten werden oder als Faksimile-Anhang mit scheinbar sekundärer Relevanz präsentiert werden. Der Beitrag möchte anhand von Beispielen aus den Widmungen an Felix Mendelssohn Bartholdy und anderen zeigen, wieso die genaue typographische Konstellation und die exakte Formulierung der Widmung über deren bloßen Sinn hinaus für die soziohistorische Einbettung des Werks und den Werktext relevant sind. Dabei soll zugleich über Werk- bzw. Textkonzepte reflektiert werden, die zunächst die Widmungen im Speziellen, und davon ausgehend auch Peritexte im Allgemeinen mitdenken.