Reibold, Janina

Aus AG-Tagung 2020
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Dr. Janina Reibold (Heidelberg)

  • 10/2004 – 2/2011 Studium der Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg und Zürich. Abschluss: Magistra Artium mit einer Arbeit zu »So viel vom Anti-Styl«. Hamanns Anmerkungen zu Buffons Rede ›Über den Styl‹
  • 3/2010 – 4/2012 Hilfskraft bei der Historisch-kritischen Franz Kafka-Ausgabe (hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle) sowie bei der Ausstellung ›Kleist – Etappen der Werkgeschichte‹ (17.6.-21.11.2011 in der Heilig Geist-Kirche, Heidelberg)
  • 3/2010 – 3/2015 Hilfskraft als Webmasterin am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg
  • 4/2015 – 9/2016 Akademische Mitarbeiterin im Projekt Heidelberger Forum Edition
  • 4/2015 – 2/2017 Akademische Mitarbeiterin am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg
  • 3/2017 Promotion an der Neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg
  • FS 2018 Lehrbeauftragte am Deutschen Seminar der Universität Basel
  • seit 1/2018 Akademische Mitarbeiterin am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg, Projektleiterin: Kommentierte Hamann-Ausgabe

Editionen

  • Kommentierte Hamann-Ausgabe

Forschungsschwerpunkte

Hamann; Kafka; Kleist; Nietzsche; Editionsphilologie; Aufklärung; Typographie; Wissenschaftsgeschichte

Vortrag

Lessings Schrifften von 1753-1755

In den Jahren 1753 bis 1755 erschien bei Voß in Berlin eine sechsbändige, knapp 1.800 Seiten umfassende Werkausgabe Gotthold Ephraim Lessings.1 Die kleinformatigen Duodezbände (der Satzspiegel misst gerade mal 9 x 5,5 cm) tragen den Titel Schrifften und enthalten nichts weniger als einen Querschnitt durch die literarischen Gattungen Poesie (Lieder, Oden, Fabeln, Sinngedichte, Fragmente; Bd. 1 ), Briefe (Bd. 2), Essay (Rettungen; Bd. 3) sowie Drama (fünf Ko­mödien und ein Trauerspiel; Bde. 4-6). Der gerade mal 24-jährige Lessing stellte sich mit Er­scheinen seiner »frühzeitigen Werkausgabe« 2 selbstbewusst und eigenmächtig auf der literari­sche Bühne vor und wurde damit fast über Nacht zum bedeutendsten Autor der literarischen Aufklärung. Zwar sind die Schrifften nicht die erste Publikation Lessings, bspw. erschienen die Kleinig­keiten bereits 1751, doch handelt es sich bei den Schrifften um die ersten Bogen, die Lessings Namen auf den Titelblättern führen. In der Vorrede zum ersten Band reflektiert Lessing expli­zit auf diesen Akt der Autorbenennung: ,,ich wage es, ihnen [d.i. den enthaltenen ,Liedern'; JR] vor den Augen der ernsthaften Welt meinen Namen zu geben? Was wird man von mir den­ken? - - Was man will:' 3 Und noch Herder erinnert in seinem Nachruf auf Lessing von 1781 auf dessen Beginn als ,Autor': ,,Sein eigentlicher Name fängt ziemlich mit den sogenannten kleinen Schriften an, die seit 1753 in Berlin erschienen:'4 Obgleich die Publikation und Konzeption von Lessings Schrifften ein Akt der gezielten und erfolgreichen ,Werkpolitik' ist, was nicht zuletzt an den diese umschließenden Paratexten liegt, wurden sie editorisch von keiner der zahlreichen Lessing-Ausgaben bislang ernstgenommen. Weder in der Ausgabe Karl Gotthelf Lessings (1784-1793), noch jener von Karl Lachmann und Franz Muncker (1886-1924) oder Paul Rillas (1954-1958) und Herbert G. Göpferts (1970-1979) wurden die Schrifften als Schrifften mit ihren dazugehörigen Paratexten ediert. So ver­teilt auch die im Deutschen Klassiker Verlag erscheinende, von Wilfried Barner et al. herausge­gebene Studienausgabe (1985ff.) die Texte und Paratexte der Schrifften auf verschiedene Bände. So finden sich bspw. die beiden in Band 4 der Schrifften zusammen veröffentlichten Dramen Der junge Gelehrte und Die Juden in Band 1 der Studienausgabe DKV mit einem Ab­stand von 10 Dramen zueinander, während sich die dazugehörige Vorrede in Band 3 der Aus­gabe finden lässt. In meinem Vortrag möchte ich mich mit Lessings Schrifften als vom Autor bewusst ge­setzte Einheit beschäftigen, ihre Konzeption, ihren Aufbau und nicht zuletzt die sie begleiten­den Paratexte untersuchen. Dabei wird es um philologische, hermeneutische, werkpolitische und vor allem editorische5 Fragen gehen.