Nieden, Gesa zur

Aus AG-Tagung 2020
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Prof. Dr. Gesa zur Nieden (Greifswald)

  • 1997-2001 Bakkalaurea Artium an der Ruhr-Universität Bochum mit den Fächern Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik (Italianistik)
  • 1998-1999 Studentische Hilfskraft im Musikwissenschaftlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum; Mitarbeit am Projekt zur Komponistinnenforschung
  • 2000-2001 Studium an der Fakultät Storia e Critica delle Arti G. Mazzariol der Università degli Studi di Venezia Ca‘ Foscari
  • 2001-2002 Maîtrise an der UFR Musicologie der Université Paris Sorbonne – Paris IV, betreut von Danièle Pistone
  • 2002-2003 Diplôme d’Études Approfondies an der EHESS Paris im Studiengang „Musique, Histoire, Société“, betreut von Michael Werner
  • 2003-2008 Deutsch-französische Promotion/ co-tutelle de thèse an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris (EHESS) und der Ruhr-Universität Bochum, betreut von Michael Werner und Monika Woitas
  • 2004 Wissenschaftliche Hilfskraft am Centre Interdisciplinaire d’Études et de Recherches sur l’Allemagne (CIERA), Paris
  • SS 2008, WS 2008/09 Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2008 Wissenschaftskoordinatorin (Vertretung) am Centre Marc Bloch Berlin
  • 2008 Promotion an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales Paris und an der Ruhr-Unversität Bochum mit einer Arbeit zum Théâtre du Châtelet als Raum musikalischer Produktion und Rezeption
  • 2008-2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Musikgeschichtlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts Rom mit dem Projekt Französische Musiker und Komponisten im Rom des Barock (1580-1715)
  • 2010-2013 Leitung des Deutsch-französischen ANR-DFG-Projekts „Musici“ zu europäischen Musikern in Venedig, Rom und Neapel (1650-1750), zusammen mit Anne-Madeleine Goulet (École Française de Rome), in Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Gerald Neumann)
  • 2011-2019 Juniorprofessorin am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Musikwissenschaft, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 2015 Positive Zwischenevaluierung als Juniorprofessorin
  • 2013-2016 Leitung der deutschen Gruppe des Europäischen HERA-Projekts „MusMig“ (EU/ BMBF) zur Musikermigration im Europa der Frühen Neuzeit zwischen Ost, West und Süd, zusammen mit Projektpartnern aus Berlin, Zagreb, Warschau und Ljubljana
  • 2016-2017 Gastprofessorin „inter artes“ am Institut für Musikwissenschaft der Universität zu Köln (W2)
  • 2018 Kurzzeit-Gastdozentur an der Universität Tours (DAAD)
  • 2018 Vertretung der Professuren für Musikwissenschaft an der Universität Greifswald und an der Hochschule für Musik Theater und Medien Hannover
  • 2018-2020 Leitung des Deutsch-polnischen DFG-NCN-Projekts „Pasticcio. Dimensionen des Arrangierens erfolgreicher Opern“, zusammen mit Aneta Markuszewska (Universität Warschau)
  • seit 4/2019 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Greifswald und Vertretungsprofessorin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Editionen

Forschungsschwerpunkte

Mobilität und Migration frühneuzeitlicher Musikerinnen und Musiker; Bauten und Räume für Musik; Intermedialität von Musik und Malerei; Kulturgeschichte der Musik im Europa des 17.-21. Jahrhunderts; Musiktheater des 17.-21. Jahrhunderts; Musiksoziologie und historische Ethnographie; Wagner-Rezeption nach 1945; Intermedialität von Musik, Malerei und Literatur

Vortrag

Pasticcio-Daten und Daten-Pasticcio – zur Edition kompilierter musikalischer Werke

In der Frühen Neuzeit gehörten Techniken des Zusammenstellens, Kompilierens und Bearbeitens präexistenten Materials in vielen Künsten zu den etablierten Arbeitsmethoden. Gerade im musikalischen Bereich ist diese Technik häufig anzutreffen. Betrachtet man etwa Händels Opern, Oratorien und Konzerte oder Bachs Passionen, Kantaten und Instrumentalwerke so greifen die Komponisten vielfach auf vorhandenes Material zurück, arbeiten es um und stellen neue Werke daraus zusammen. Gerade Pasticci sind in einem hochgradigen Maße der Technik der Kompilation unterworfen. Dies hat dazu geführt, dass ihnen der Status als Werk meist abgesprochen wird, aber auch, dass im Zuge der intensiveren Beschäftigung mit dieser Form seit den 1970er Jahren der im 19. Jahrhundert konturierte Begriff des Werks als in einem Geniestreich geschaffene unveränderliche Entität auf den Prüfstand gestellt wurde. Für die Frühe Neuzeit scheint ein offener Werkbegriff sinnvoller zu sein, der vielfältige Formen werkkonstituierender Tätigkeiten verschiedenster Akteure zulässt. Paratexte existieren in Pasticci werkimmanent bereits schon in Annotationen, Kürzungen, Strichen, Transpositionshinweisen, Überklebungen und insbesondere in den Vorlagearien, deren Sänger und Komponisten angegeben sein können. Die Edition von Pasticci ist aber insofern eine Herausforderung, da durch die disparate Qualität der einzelnen Komponenten erst eine Fülle an Hintergrundinformationen essentiell zum Verständnis der Kompilationen beiträgt. Diese quasi impliziten und in der editorischen Arbeit aufzudeckenden Paratexte, die sich durch die Kontextualisierung insbesondere der Vorlagearien ergeben und Informationen zu Herkunft, Umarbeitungen, Sängeritineraren, Aufführungen, Quellen usw. geben, können kaum angemessen in Vorworten oder Kommentaren dargestellt werden. Das polnisch-deutsche Projekt „PASTICCIO. Ways of Arranging Attractive Operas“ hat sich denn auch bei seinen in Arbeit befindlichen Online-Editionen der Pasticci Catone (London 1732, Arr. G. F. Händel), Catone in Utica (Hamburg 1744, Arr. P. und A. Mingotti) und Siroe (Dresden 1763, Eigenpasticcio von J. A. Hasse) zum Ziel gesetzt, diese Informationen über eine Datenbank in die mit Edirom erstellten Editionen zu integrieren. Zur Strukturierung werden die Daten nach dem für Bibliotheken entwickelten FRBR-Modell angelegt und in „work“ (Pasticcio und Komponenten), „expression“ (Aufführungen), „manifestation“ (Quellenart) und „item“ (einzelne Quellen) gegliedert. Personen und Institutionen (etwa Opernhäuser) werden ebenfalls erfasst. Damit betritt das Projekt im musikhistorischen Bereich weitgehend Neuland und übernimmt – neben anderen Pionieren wie bspw. dem Projekt Detmolder Hoftheater – eine Vorreiterrolle. Selbstverständlich können die gesammelten Daten neben der Integration in die Edition auch für isolierte Abfragen und Visualisierungen genutzt und somit mehrfach verwertet werden. Der hier vorgeschlagene Werkstattbericht wird aus verschiedenen Blickwinkeln die Entwicklung und Generierung der editorischen Paratexte beleuchten und Erfolge wie Probleme ansprechen. Dabei wird es um die Daten, ihre Aufbereitung, die Datenbankstruktur und ihre Anzeige gehen.