Langkabel, Isabel

Aus AG-Tagung 2020
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Isabel Langkabel, M.A. (Heidelberg/Wien)

  • 2010–2018 Studium der Romanistik, Germanistik, Komparatistik und Editionswissenschaft an den Universitäten Marburg, Mainz und Heidelberg
  • 2014–2019 Hilfskraft bei der Kommentierten Hamann-Ausgabe (hrsg. von Janina Reibold)
  • 2016–2019 Hilfskraft bei der Historisch-kritischen Franz Kafka-Ausgabe (hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle)
  • 2017–2019 Hilfskraft als Webmasterin am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg
  • seit 2018 Promotion zur „Sprachlehre“ und Sprachauffassung bei Karl Kraus – mit einer Edition unpublizierter Materialien (Heidelberg)
  • seit August 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (Wien) im Projekt „Intertextualität in den Rechtsakten von Karl Kraus. Eine wissenschaftliche digitale Edition“ (geleitet von Katharina Prager)

Forschungsschwerpunkte

Kraus; Kafka; Editionsphilologie; Typographie

Vortrag

Text, Peritext, Paratext: Probleme der Begriffsdefinition im Kontext der Edition historischer Rechtsakten

Im Projekt “Intertextuality in the Legal Papers of Karl Kraus. A Scholarly Digital Edition” werden die Rechtsakten ediert. Das Korpus bilden über 200 Fälle, in denen der der österreichische Satiriker Karl Kraus im Lauf seines Lebens als Kläger oder Beklagter involviert war. Die digitale Edition ist editionswissenschaftlich aus mehreren Gründen außergewöhnlich: Sie basiert auf einer existierenden gedruckten, jedoch vergriffenen Lesefassung des Materials1. Der Umgang mit den dort enthaltenen Metainformationen zu den edierten Dokumenten, dem Fehlen heute zur Überprüfbarkeit üblichen Faksimiles, aber auch der Umgang mit Kürzungen, Auslassungen und Fehlern, ist das erste Thema, dem sich der vorgeschlagene Vortrag widmen wird. Zentraler noch sind jedoch die Besonderheiten, die sich aus der Natur der zu edierenden Dokumente selbst ergeben. Es handelt sich um Rechtsakten, die als Konvolute aus der Kanzlei von Kraus’ Anwalt Oskar Samek kamen und nach einer turbulenten Zeit im Exil schließlich an die Wienbibliothek im Rathaus wanderten. Es liegt in der Wesenhaftigkeit von Aktenkonvoluten, dass die dort versammelten Materialien sehr heterogen sind. Die Autorschaft der einzelnen Texte ist selten klar (im Falle der Anklagen ist es z. B. unmöglich, die Autorschaft von Kraus, Samek oder Sameks Mitarbeitern gesichert zu bestimmen), was die Auswahl der einzubeziehenden und wegzulassenden Texte erschwert. Hinzu kommt die grundsätzliche Problematik, was in einer Edition von Akten zum “Peritext” gehört und was dagegen schon als “Paratext” anzusehen ist: Ist etwa eine Ladung zu einem Gerichtstermin Teil des (Peri)Texts, oder – um zu “digitalem” Vokabular zu greifen – muss sie (auch aus zeitökonomischen Gründen) als bloße Metadatenlieferantin angesehen werden? Im Bereich der Epitexte schließlich kommt die dem Projekt zugrunde liegende Forschungsfrage ins Spiel: In seiner Zeitschrift Die Fackel hat Kraus viele dieser Gerichtsfälle, thematisiert und aus Anklageschriften, Korrespondenzen und Urteilen direkt oder indirekt zitiert oder diese zur Gänze übernommen. Die so entstandene intertextuelle Korrespondenz zwischen Zeitschrift und Akten möchte das vorliegende Projekt erforschen. Dank der digitalen Verfügbarkeit der Fackel2 können die Korrespondenzen zwischen den Textkonvoluten grundsätzlich abgebildet werden. Die Aufgabenstellung des Projektes besteht jedoch wesentlich darin darzulegen, auf welche Art und Weise das geschieht und was genau der Erkenntniswert der Darstellung dieser Phänomene sein kann. Die Erkenntnisse und Entscheidungen in diesem Bereich werden ebenfalls Thema des vorgeschlagenen Vortrags sein.