Kelm, Holden

Aus AG-Tagung 2020
Wechseln zu: Navigation, Suche

Dr. Holden Kelm (Berlin)

  • 03/2007 Magister Artium in den Fächern Philosophie, Soziologie und Klassische Archäologie (FU Berlin)
  • 02/2013 Promotion an der FU Berlin (Dr. phil.) mit der Dissertation Hegel und Foucault: Die Geschichtlichkeit des Wissens als Entwicklung und Transformation (erschienen 2015)
  • 08/2014-06/2015 freier wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Schleiermacher-Forschungsstelle der BBAW
  • 01/2015-02/2015 Werkauftrag (wissenschaftliches Lektorat), Universität Kassel
  • 07/2015-02/2016 Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung für das Forschungsprojekt: „Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers Vorlesungen über die Ästhetik: Transkription und Online-Edition der Nachschrift von Alexander Schweizer 1832/33"
  • seit 04/2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter, Drittmittelprojekt beim Akademienvorhaben "Schleiermacher in Berlin 1808–1834. Briefwechsel, Tageskalender, Vorlesungen" der BBAW (DFG, Eigene Stelle). Projekt: F.D.E. Schleiermacher: Vorlesungen über die Ästhetik. Historisch-kritische Edition im Rahmen der Kritischen Schleiermacher Gesamtausgabe (KGA)

Forschungsschwerpunkte

klassische deutsche Philosophie von Kant bis Hegel; Ästhetik (insb. Frühromantik: Schleiermacher sowie Hegel und Schelling); französische Philosophie(-kritik) des 20. Jahrhunderts (Foucault, Derrida); Wissenschaftsgeschichte, Geschichte der Geisteswissenschaften; konzeptionelle Grundlagen der (analogen und digiitalen) Edition

Vortrag

Grenzphänomene bei der Edition von Vorlesungsnachschriften am Beispiel der Hybridedition von Friedrich Schleiermachers Ästhetik

Dieser Beitrag behandelt die Edition von Vorlesungsnachschriften von Friedrich Schleiermachers Kollegien über die Ästhetik, die dieser in den Jahren 1819, 1825 und 1832/33 an der Berliner Universität gehalten hat. Zunächst steht eine rezeptionstheoretische Frage im Vordergrund: In welchem Verhältnis stehen diese Nachschriften zu ihrem genuinen Gegenstand – dem mündlichen Vortrag Schleiermachers? Woran sich die Frage nach ihrer Autorschaft anschließt. In einem zweiten Schritt sollen spezielle Phänomene in drei verschiedenen authentischen Nachschriften näher untersucht werden, anhand derer die subjektiven Bedingungen des Nachschreibens hervortreten, die es aber zugleich erlauben sollen, ein Licht auf die konzeptuellen Bedingungen und Grenzen einer Nachschriftenedition zu werfen. Die erste Nachschrift stammt von Sigismund Stern und dokumentiert das Kolleg 1832/33 – Stern fing erst gut fünf Wochen nach dem offiziellen Beginn der Vorlesung mit dem Mitschreiben an und schrieb auch seitdem nicht ausführlich mit, er notierte allerdings die Datumsangaben einzelner Vorlesungsstunden am Rand. Die zweite Nachschrift desselben Kollegs verfasste Alexander Schweizer, der später selbst Herausgeber der Ethikvorlesungen Schleiermachers wurde. Seine Nachschrift ist sehr ausführlich und verfügt über Randnotizen, die Zusammenfassungen des Mitgeschriebenen darstellen und nachträglich eingefügt wurden. Die dritte Nachschrift dokumentiert das Kolleg 1825 und enthält zwei genetisch verschiedene Textschichten: einen Bogen mit dem Charakter einer direkten Mitschrift wird von einem Bogen abgelöst, der denselben Inhalt wie der vorhergehende, jedoch ins Reine geschrieben, enthält. Hierbei lässt sich – freilich fallspezifisch – erkennen, inwiefern sich Mitschrift und Nachschrift voneinander unterscheiden. Die Erläuterung dieser Phänomene, die einem Werkstattbericht gleich kommen, soll auf die Frage nach ihrer Bedeutung für den Editionsprozess hin zugespitzt werden. Da die geplante Edition der Ästhetik Schleiermachers eine Hybridedition im Rahmen der Kritischen Schleiermacher-Gesamtausgabe ist, steht hiermit infrage, welche verschiedenen Möglichkeiten des editorischen Umgangs mit den behandelten Phänomenen im analogen und im digitalen Editionsformat möglich und praktikabel sind.