Könitz, Daniel

Aus AG-Tagung 2020
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Dr. Daniel Könitz (Marburg)

  • 9/2006-8/2009 und 5/2010-4/2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den DFG-Projekten ‘Marburger Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts’ und ‘Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus’ (MRFH) am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität
  • 3/2012 Promotion im Fach Ältere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg
  • 10/2012-11/2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Lehre) am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität Marburg
  • 10/2012-5/2017 Lehrkraft für besondere Aufgaben bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn
  • seit 6/2017 Leitung der Marburger Arbeitsstelle des Projekts ‘Handschriftencensus (HSC) – Kompetenzzentrum Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters’ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz

Forschungsschwerpunkte

Paläographie / Kodikologie; Überlieferungs- und Editionsforschung; Makulatur- / Einbandforschung; Literatur des 12.-15. Jahrhunderts

Vortrag

MEHR LEITHANDSCHRIFT WAGEN? Überlegungen zur stärkeren Berücksichtigung von Rubrizierung bei der Edition mittelalterlicher Texte

In der Editions-Forschung haben sich in den vergangenen Jahren unterschiedliche Varianten herausgebildet, die sich zwischen den extremen Polen New Philology und LACHMANN-Methode verorten lassen. Ausschlaggebend war in diesem Zusammenhang eine stärkere Berücksichtigung des Nutzens einer Edition und – damit einhergehend – die Frage nach der konkreten Ziel- bzw. Rezipientengruppe (Literatur- und Sprachwissenschaftler, Studierende). Im Wesentlichen hat sich für die Editionsarbeit das sog. Leithandschriften-Prinzip etabliert. Dieses konzentriert sich auf die Herstellung des Editonstextes. Bisweilen haben dabei auch in der jeweiligen handschriftlichen Vorlage enthaltene Korrektureingriffe oder Verschreibungen Eingang in den Editionstext und/oder die Apparate und Kommentare gefunden. Die in den mittelalterlichen Vorlagen enthaltenen Verzierungen oder Hervorhebungen werden bei der Herstellung einer Edition bislang kaum berücksichtigt. Dadurch bleiben zeitgleich mit dem Text entstandenes Beiwerk (Illustrationen, Rubrizierung) und auch nachträgliche Rezeptionsspuren (Zeigehände) außen vor. Im Mittelalter wurden Handschriften rubriziert, um den Text zu verzieren oder Teile davon hervorzuheben. Die Lektüre sollte ansprechender und möglicherweise gelenkt (beeinflusst?) werden. Für die neuzeitlichen Editionen spielt die Übernahme dieses Aspekts kaum eine Rolle. Der hier angebotene Beitrag möchte dafür plädieren, bei der Editionsarbeit ‚schmückendes Beiwerk‘ im Einzelfall überhaupt oder stärker in den Blick zu nehmen und bei einer Edition nach dem Leithandschriften-Prinzip mehr die Leithandschrift abzubilden. Um das edierte Werk inhaltlich wie optisch der überlieferten Form anzunähern, ist die Textüberlieferung und der (zeitgenössische) Leseeindruck gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Grenzen dieser vorgeschlagenen Editionspraxis ergeben sich aus den jeweiligen drucktechnischen Möglichkeiten sowie der stetig wachsenden Zahl an frei zugänglichen Handschriftendigitalisaten.