John, Johannes

Aus AG-Tagung 2020
Wechseln zu: Navigation, Suche

Dr. Johannes John (München)

  • 1987 Promotion mit der Arbeit „Aphoristik und Romankunst. Eine Studie zu Goethes Romanwerk“
  • 1993-1997 Lehrbeauftragter am Institut für deutsche Philologie der Universität München
  • seit 1995 Mitherausgeber der Zeitschrift „Der tödliche Pass. Zeitschrift zur näheren Betrachtung des Fußballspiels“
  • seit 1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kommission für Neuere deutsche Literatur der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, dort Redaktor und Bandherausgeber in der „Historisch-Kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters“ (bislang 39 Bände)
  • 2000-2005 Lehrbeauftragter an der Katholischen Universität Eichstätt

Forschungsschwerpunkte

Autopoetologie; deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts; historische Semiotikdiskurse; Edition

Vortrag

„An der Ruhe gemalt“ – zu Adalbert Stifters autobiographischen Texten und Problemen ihrer Edition wie Rezeption

Mit Bedacht wurde in der Überschrift der denkbar weitgefasste Terminus von den ,Texten‘ gewählt, umfassen Stifters autobiographische Aufzeichnungen – in der Terminologie der Ausschreibung zu dieser Tagung der Gattung der ,Epitexte‘ zuzuordnen – doch Dokumente unterschiedlichster Art, die auch unter der Sammel-Rubrik „Autobiographisches“ im 7. Band der „Historisch-Kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters“ veröffentlicht werden, insofern sie nicht als integrale ,Werkbestandteile‘– etwa den von Walter Hettche transkribierten „Anmerkungen während des Schreibens des Nachsommers“ (HKG 4,5, S. 393–511), die zu den ,autoreigenen Verlautbarungen zum Werk‘ zählen – bereits ediert vorliegen. Neben Rechnungs- und Ausgabenbüchern, stichwortartig verfassten Diarien („Mein Befinden“) steht etwa auch ein „Tagebuch über Malereiarbeiten“, das auf mehr als 40 Seiten tabellarisch ohne nennenswerte sprachliche Variation buchstäblich minutiös die täglich an einem Bildmotiv – Stifter verstand sich bekanntlich auch als bildender Künstler – verbrachte Arbeitszeit notiert. Andere Ego-Aufzeichnungen wie etwa die späten Prosaskizzen „Mein Leben“ wiederum nehmen trotz ihres fragmentarischen Charakters in der Stifter-Philologie seit geraumer Zeit eine Schlüsselstellung ein, was seine Spuren nicht zuletzt auch im ,Stifter-Bild‘ der neueren Biographik hinterlassen hat. Womit ein weiter Problemhorizont abgesteckt ist, der alle Segmente unserer Historisch-Kritischen Edition betrifft: zunächst konkrete Fragen der editorischen Dokumentation („Mein Befinden“), aber auch Fragen nach Literarität und Authentizität, mithin nach Interpretation und Rezeption und deren Einflüssen auf die Kommentierung – eine Fragestellung, die sich angesichts des biographischen Hintergrundwissens von Stifters ökonomischer Situation gleichermaßen bei den scheinbar so ,unverfänglichen‘, punktuell geführten Ausgabenbüchern stellt.