Dubowy, Norbert

Aus AG-Tagung 2020
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Dr. Norbert Dubowy (Salzburg)

  • 1987 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • 1989-1992 Wissenschaftlicher Angestellter an der Musikgeschichtlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts Rom
  • 1993-2008 Lehrtätigkeit an verschiedenen europäischen und nordamerikanischen Universitäten
  • ab 2011 Arbeit am Projekt „OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen“ an den Universitäten Bayreuth bzw. Frankfurt/Main
  • 2012 Ko-Kurator der Tagung „Perspektiven der Edition musikdramatischer Texte“ (Bayreuth 2012), deren Bericht 2017 als Band 43 der Beihefte zu editio erschienen ist
  • seit 2014 Cheflektor der Digitalen Mozart-Edition (dme.mozarteum.at) an der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg, dabei insbesondere Betreuung der Digital-interaktiven Mozart-Edition (DIME), die erste volldigitale Musikergesamtausgabe (dme.mozarteum.at/movi/)

Forschungsschwerpunkte

Musik des 17. und 18. Jahrhunderts; Librettologie; Editionsphilologie

Vortrag

Vom Paratext zum digitalen Netzwerk: Grenzen der digitalen Edition. Das Beispiel Digital-interaktive Mozart-Edition

Wenn eine analoge Edition – vereinfacht ausgedrückt – als das beschrieben werden kann, was zwischen zwei Buchdeckel passt, so ergibt sich bei einer volldigitalen Edition u.U. eine gewisse Unschärfe. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Edition als Webservice oder -portal angelegt ist, also nicht durch ein digitales Speichermedium physisch begrenzt ist. Die Unschärfe in Bezug darauf, wo die Edition endet, beinhaltet zugleich die Frage, welche Texte und Dokumente in welcher Form eingeschlossen bzw. angebunden werden. Bei der Digital-interaktiven Mozart-Edition (dme.mozarteum.at/musik/edition), einer Musikedition, die hier als Fallbeispiel dienen soll, sind zusätzlich zwei weitere Faktoren zu berücksichtigen: a. Die Edition beruht auf der Prämisse, dass die Codierung, d.h. der Daten-File, die Edition darstellt, nicht dessen Visualisierung. Das bedeutet, dass alle Bezüge zu Paratexten, wenn nicht gar die Paratexte selbst, innerhalb des Datenfiles abgelegt bzw. dokumentiert und verlinkt sein müssen. b. Die Edition ist Teil eines umfassenderen digitalen Editionsprojektes (Digitale Mozart-Edition), in dem weitere digitale Editionen (z.B. die Edition der Libretti oder der Briefe und Dokumente) angesiedelt sind. Diese Nachbarprojekte können Aufgaben übernehmen, die traditionell innerhalb der Musikedition selbst angesiedelt wären, wie z.B. die Edition des Librettos einer Oper (traditionell im Vorspann oder im Anhang) oder die Edition von Briefen, die die Werkgenese begleiten. Es mag dabei auch im Fall der Digitalinteraktiven Mozart-Edition durchaus strittig sein, ob eine vom Komponisten verfasste Widmung – quasi als Paratext der musikalischen Primärquelle – innerhalb der Musikedition oder als Selbstzeugnis des Komponisten innerhalb der Lebensdokumente veröffentlicht werden soll. Die Struktur des gewählten digitalen Datenformats (XML) mit den grundsätzlichen Bestandteilen header und body erlaubt es, gerade im header umfangreiche Metadaten (theoretisch bis zu einer vollständigen Quellenbeschreibung) abzulegen oder auf andere Dokumente und Objekte zu verweisen. Die Digital-interaktive Mozart-Edition, die vor Kurzem mit einer Auswahl an Texten freigeschaltet wurde, versucht, praktische Lösungen zu erarbeiten, wobei etwa das Herausgebervorwort (Editor’s Note) in den header des Datenfiles selbst integriert ist, während etwa die Quellenbeschreibung in einem separaten XMLDokument abgelegt ist, auf das verwiesen wird. Denkbar ist auch, dass ein digitaler ‘Container’ geschaffen wird, der zusammengehörige Texte – seien dies Paratexte der Edition oder Paratexte der zugrundeliegenden Quellen – sammelt bzw. miteinander verknüpft. Wichtig innerhalb einer digitalen Edition mit den beschriebenen Voraussetzungen ist, dass gleichsam die virtuellen Buchdeckel wiederhergestellt werden; es muss gewährleistet sein, dass nicht beliebig (“nach außen”) verlinkt wird (noch dazu, wenn es sich um Links handelt, deren Konsistenz oder Permanenz nicht sichergestellt ist), dass die Kontrolle über die verschiedenen Texte innerhalb der eigenen Edition oder Redaktion liegt und dass die Pflege und Aktualisierung von Texten und Daten mit einem vertretbaren Aufwand verbunden ist.