Cividini, Iacopo

Aus AG-Tagung 2020
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Dr. Iacopo Cividini (Salzburg)

  • 2005 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München über „Die Solokonzerte von Antonín Dvořák. Eine Lösung der Konzertproblematik nach Beethoven“
  • 2005–2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Projekt „Bayrisches Muster-Lexikon Online“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • seit 2007 Leitung von zwei Projekten im Rahmen der Digitalen Mozart-Edition (DME) bei der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg: den Online-Katalog und die Online-Edition der Libretti zu Mozarts Opern „DME::Librettos & Texts“
  • seit 2017 Arbeit an der Notenedition der DME, der Digital-interaktiven Mozart-Edition

Forschungsschwerpunkte

Musikedition des 18. und 19. Jahrhunderts; Musikanalyse (u.a. Dvořák, Brahms); Mozarts Opern; Libretti; Bayerische Musikgeschichte; Philosophie der Aufklärung

Vortrag

Paratext zum Paratext? Die Edition von Peri- und Epitexten eines Librettos am Beispiel der digitalen Edition der Libretti zu Mozarts Opern

Als integraler Bestandteil einer multimedialen Gattung wie diejenige der Oper besitzt das Libretto einen zwiespältigen intertextuellen Status. Auf eine bestimmte zeitgebundene Aufführung des musikdramatischen Werkes bezogen, gilt sein Druck in der Literaturwissenschaft gemeinhin als Paratext, dessen Funktion überwiegend darauf beschränkt ist, dem Rezipienten im Theater Auskunft über den Anlass der Vorstellung zu geben und deren textliche Verständlichkeit sicherzustellen. Als präexistente, noch zu vertonende Textvorlage, die der Komponist in Zusammenarbeit mit dem Textdichter seiner musikalischen Gestaltung zugrunde legt, gehört das Libretto aber zugleich zu jenem Geflecht von verschiedenartigen Basistexten, das die Oper im Sinne eines von aufführungsspezifischen Bedingungen losgelösten Werks konstituiert. Dementsprechend stellt die kritische Edition der Peri- und Epitexte eines Librettos den Herausgeber vor ein scheinbar unlösbares editorisches Dilemma: Als kontextgebundene Paratexte zu einem Paratext, die nur die Umstände einer ephemeren Aufführung mitberücksichtigen, sollen sie im Sinne einer Quellenedition streng getrennt von den Haupttexten des musikdramatischen Werks ediert werden. Als Paratexte zu einem Haupttext, der wiederum für die Entstehung des vertonten Textes im musikdramatischen Werk quellenkundlich relevant ist, sind sie in dessen Edition dennoch zumindest partiell mit zu integrieren. Am Beispiel der kritischen Edition der Libretti zu Mozarts Opern im Rahmen der Digitalen Mozart-Edition soll im Vortrag gezeigt werden, wie eine volldigitale Ausgabe dem intertextuellen Doppelstatus der Paratexte des Librettos editorisch gerecht werden kann.