Kopp-Oberstebrink, Herbert
Inhaltsverzeichnis
Dr. Herbert Kopp-Oberstebrink (Berlin)
- 1994-1995 Mitarbeiter im Projekt "Edition der Tagebücher und frühen Schriften
Gershom Scholems" am Institut für Philosophie, FU Berlin
- 1996-1998 Mitarbeiter im Projekt "Die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichtsschreibung Ernst Cassirers" am Institut für Philosophie, HU Berlin
- 1998-2003 Mitarbeiter im Projekt "Edition der Vorlesungen und Studien zu Ernst Cassirers philosophischer Anthropologie" am Lehrstuhl für Kulturphilosophie des Instituts für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig
- 2004-2005 Mitarbeiter im Projekt "Hermann Cohen-Edition" am Moses Mendelssohn-Zentrum, Universiät Potsdam
- 2008-2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (Berlin) im Bereich Theoriegeschichte
Editionen
Forschungsschwerpunkte
Geschichte der Philosophie seit 1830, Geschichte und Theorie der Geistes- und Kulturwissenschaften; Ideengeschichte der Bundesrepublik bis 1989; Begriffsgeschichte; Theorien & Methoden der Historiographie; Theorie des Archivs; Edition; Edition als Grundlagenwissenschaft
Vortrag
Beiwerk und Beiwerk des Beiwerks. Philosophenbriefwechsel und das Problem der Paratexte
Mein Vortrag wird das Thema der 18. internationalen Tagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition „Werk und Beiwerk“ aufnehmen und die mit diesem Thema verbundenen Fragen auf die Edition von Philosophenbriefen übertragen. Briefeditionen im allgemeinen und die von Philosophen im besonderen stellen einen aufschlussreichen Fall für Überlegungen zum Thema „Werk und Beiwerk“ dar. Denn sie verdoppeln gewissermaßen die Fragen, die sich bei der Edition von Beiwerk stellen und von denen der CfP einige zentrale benannt hat. Denn zum einen sind Briefeditionen selbst editorische Präsentationsformen von Beiwerk. Dabei lässt sich für die paratextuelle Gattung der Briefe die Frage nach der Legitimität der Edition, die Frage, ob sie veröffentlicht werden sollen, noch relativ eindeutig beantworten: Briefe können cum grano salis entweder als Kommentar zum Werk angesehen werden oder als dessen potentiell erhellender Kontext. Doch schon bei der Frage nach dem Wie der Edition brieflicher Epitexte wird das Thema in seiner Komplexität greifbar: Briefe stehen ihrerseits im Kontext weiterer Paratexte, die für die Edition relevant werden. Wie aber kann das, was Beiwerk des Beiwerks ist – Notizen, Waschzettel, Briefe Dritter, Protokolle, Telefonnotizen, Gästebucheinträge und dergleichen mehr –, ediert werden? Es ließe sich hier, und das wird ein Vorschlag des Vortrags sein, von Paratexten zweiter Ordnung sprechen: Paratexte, die erst auf dem Umweg des Bezugs auf andere Paratexte, nämlich Briefe, in einem Bezug zum eigentlichen Werk stehen. Soll solches Beiwerk zweiter Ordnung überhaupt veröffentlicht werden, und wenn ja, weshalb und wie? Die Frage von Legitimität und Präsentationsmodus stellt sich hinsichtlich des Beiwerks zweiter Ordnung verschärft. Mein Vortrag wird zeigen, dass beide Fragen nur im strikten Bezug auf den Gegenstand und Autor der Edition und das damit verbundene Editionsinteresse zu beantworten sind. Der Vortrag verbindet diese Überlegungen mit einem nachdrücklichen Plädoyer für die editorische Präsentation auch des Beiwerks des Beiwerks im Sinne einer Kontext-Edition, wie sie mit den beiden veröffentlichten Bänden der Jacob Taubes- Briefausgabe vorgelegt werden konnte (vgl. Hans Blumenberg / Jacob Taubes. Briefwechsel 1961-1981 und weitere Materialien, hg. v. Herbert Kopp-Oberstebrink u. Martin Treml unter Mitarbeit v. Anja Schipke u. Stephan Steiner Berlin: Suhrkamp 2013. Jacob Taubes / Carl Schmitt: Briefwechsel mit Materialien, hg. v. Herbert Kopp-Oberstebrink, Thorsten Palzhoff u. Martin Treml, München: Fink 2011). Die Edition dieser Bände wird kontrastiert und verglichen mit anderen Editionen von Philosophenbriefwechseln, etwa der Adorno- Briefedition oder der Edition der Briefe Ernst Cassirers. Zu fragen wird abschließend sein, ob sich Genettes Unterscheidung von (Basis-)Text und Paratext auch im Falle von Briefeditionen halten lässt und hilfreich ist, oder ob nicht vielmehr eine Umbesetzung vorzunehmen ist, ob nicht die Paratexte den Rang von Basistexten einnehmen.