Hammes, Andrea: Unterschied zwischen den Versionen

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* 2010-2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck
 
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* 2014 Promotion am Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck mit der Arbeit "Brahms gewidmet. Ein Beitrag zu Systematik und Funktion der Widmung im 19. Jahrhundert"
 
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* seit 2015 Mitarbeiterin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
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* seit 2017 Koordinatorin des Fachinformationsdienstes Musikwissenschaft musiconn, unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des Open Access-Fachrepositoriums musiconn.publish sowie der Konzertereignisdatenbank musiconn.performance
 
 
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Aktuelle Version vom 16. Januar 2020, 10:13 Uhr

Dr. Andrea Hammes (Dresden)

  • 2010-2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck
  • 2014 Promotion am Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck mit der Arbeit "Brahms gewidmet. Ein Beitrag zu Systematik und Funktion der Widmung im 19. Jahrhundert"
  • seit 2015 Mitarbeiterin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • seit 2017 Koordinatorin des Fachinformationsdienstes Musikwissenschaft musiconn, unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des Open Access-Fachrepositoriums musiconn.publish sowie der Konzertereignisdatenbank musiconn.performance

Vortrag

Der Umgang mit Performance Ephemera im Kontext des musikalischen Werkbegriffs

Hat der Notentext den „Zweck […] Klingendes als Lesbarkeit zu gestalten“ (so Heinrich Eggebrecht), so werden statische Grenzen des Werkbegriffs im Bereich der Musik gleichsam dekonstruiert: Es bildet der niedergeschriebene (und als Grundlage der Edition dienende) Notentext einer Fassung in letzter Konsequenz nur eine Ausprägung des zugrundeliegenden immateriellen Kunstwerks, das sich zusätzlich immer wieder neu in seiner klingenden Gestalt manifestieren muss. Aufführungen in ihrer Flüchtigkeit als zeitlich gebundenes Medium müssen dann als immer neue Expressionen angesehen werden, deren Einbezug für ein umfassendes Werkverständnis unumgänglich ist. So interpretiert, erfährt die Dokumentation der Rezeptionsebene im Rahmen einer jeglichen Edition eine neu zu definierende Rolle: Belege wie Konzertzettel, Programme, Tickets, Rezensionen aber auch audiovisuelle Reproduktionen – im anglo-amerikanischen Raum unter dem Begriff Music Performance Ephemera zusammengefasst – wären demnach als integraler, wenn auch kontextualisierender Bestandteil zu verstehen. Besonders stark ist hier freilich die Problematik, wie der Bereich des Epitextes vom unübersichtlichen Feld der auf den Werktext bezogenen Kontextdokumente getrennt werden kann. Denn jede Aufführung, auch jede ggf. in Zukunft zu erwartende Aufführung bewegt sich damit auf dem Kontinuum zwischen Text und Kontext. Diese Überlegungen spiegeln sich in der zunehmenden Integration des angesprochenen Materials als Appendix oder Ergänzung innerhalb digitaler editorischer Vorhaben, ein Vorgehen, das im Printmedium allein schon aufgrund der schieren Fülle des Materials unmöglich scheint: Denn eine systematische Sammelaktivität von Music Performance Ephemera fand in der Historie des Konzertlebens zwar nur selten statt und rückt erst seit geraumer Zeit in den Blickpunkt von Gedächtniseinrichtungen. Veranstaltende Institutionen, Interpreten und Rezipienten trugen und tragen dennoch aus unterschiedlichsten Blickwinkeln eine schier unüberblickbare Masse u.a. an Konzertprogrammen zusammen, die – meist nur kursorisch erschlossen – in Archiven und Bibliotheken, in Nachlässen und Privateigentum schlummert. Die „kontextuelle Tiefenerschließung“ (so die Projektbeschreibung) beispielsweise des digital verorteten Projektes „Detmolder Hoftheater 1825 bis 1875“ stellt nun exemplarisch ephemere Dokumente als epitextuelle Tiefenbohrung neben den Notentext, wobei der Korpus auf eine gewisse Zeitspanne nach der Uraufführung begrenzt bleibt. Doch der Digital Turn bietet darüberhinausgehend die Möglichkeit, die natürlichen Grenzen der Edition zu weiten und die Tiefenerschließung des kontextualisierenden Materials vom edierten Werktext getrennt in komplexe Datenbanken (mit durchaus abweichenden Grundfragestellungen) auszulagern – und schließlich beide Systeme im Sinne eines kulturellen Semantic Web miteinander zu vernetzen und sprechfähig zu machen. Dies hat den Vorteil, dass die von der Edition zeitlich und personell unabhängige Erschließungsarbeit verschiedener wissenschaftlicher Projekte, Gedächtnisinstitutionen und Einzelpersonen in einem stetig wachsenden Datenkorpus zusammenfließen kann, der auch spätere Einträge (z.B. Materialien zu in der Zukunft liegende Aufführungen) berücksichtigt, die dann im Kontext verschiedenster Editionen wiederum durch Referenzierung und Verlinkung nachnutzbar ist. Die konsequente Verwendung von bibliothekarischen Normdaten und linked open data sowie die Bereitstellung offener Schnittstellen gewährleistet die Interoperabilität und Sprechfähigkeit beider Systeme und den Rückfluss von Erkenntnissen in beide Richtungen. Die Potenziale dieses Ansatzes der Auslagerung epitextueller Materialien einerseits und Ausweitung des Datenkorpus andererseits sollen theoretisch diskutiert und anhand von musiconn.performance als zentralem Tool für die dezentrale Erfassung und vernetzte Recherche nach musikalischen Aufführungsereignissen kurz praktisch erörtert werden.